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Tübingen

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Mehrnousch Zaeri-Esfahani stellt ihr Buch "33 Bogen und ein Teehaus" vor

Mehrnousch Zaeri-Esfahani wurde 1974 im Iran geboren. Als sie zehn Jahre alt ist, flieht ihre Familie vor dem Krieg und der Diktatur. Über die Türkei und die DDR landet die sechsköpfige Familie schließlich in Heidelberg. Dort kommt die kleine Mehrnousch auf die Internationale Gesamtschule, besteht das Abitur und studiert anschließend Sozialpädagogik in Freiburg. 28 Jahre nach ihrer Flucht hat sie das Erlebte in einem Buch verarbeitet. Es trägt den Titel "33 Bogen und ein Teehaus".

Es war eine Flucht voller Glücksmomente, erzählt die iranische Schriftstellerin ihrem Publikum in Tübingen. Eine Reise, wie sie sich vermutlich jeder Flüchtling wünscht. Die Familie war legal aus dem Iran in die Türkei ausgereist – als Touristen, weil der Vater die Behörden bestochen hatte. Schnell war jedoch klar, dass die Eltern dort mit ihren vier Kindern nicht dauerhaft bleiben dürfen. Die ehemalige DDR hatte die Familie dann eingeladen, schenkte ihnen Visa. "Wir wussten überhaupt nicht, worauf wir uns einlassen. Die Visa gingen nur für 30 Stunden. Wir haben es trotzdem gemacht, haben es gewagt. Wir kamen in der DDR an und wurden sofort von der DDR von Ostberlin nach Westberlin abgeschoben."

Aufgeteilt ist das Buch in drei große Kapitel: Es beginnt mit dem Iran; der Diktatur; der Angst, in der die Familie ständig lebt, dass sie jemand denunziert; den Lügen, die die Kinder erzählen müssen, um ihre Familie nicht in Schwierigkeiten zu bringen; dem Krieg und der Folter. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem zehnmonatigen Aufenthalt in der Türkei. Dann werde es immer lustiger. Deutschland sei dann eigentlich die lustigste Stelle, "oder tragisch, also eigentlich tragisch-komisch sind diese Stellen, weil man gleichzeitig lachen muss, wie absurd dieses Ankommen stattgefunden hat, wie viele Missverständnisse stattgefunden haben und wir erst mal überhaupt nichts verstanden haben und wir erst viele Jahre später verstanden haben, was wir damals missverstanden hatten."

Geschrieben hat Mehrnousch Zaeri-Esfahani die Geschichte aus Sicht des damals zehnjährigen Mädchens. Ursprünglich war es als Tagebuch gedacht, um ihre Erinnerungen zurückzubringen. Sie hatte Zweifel, ob ihre Integration gut gelaufen war. "Ich war schon 28 Jahre in Deutschland und hatte mich eher assimiliert. Ich hatte alles, was mit Iran zu tun hatte, gut versteckt, weggeschoben, und konnte mich an nichts mehr erinnern." Und dann in diesem Alter – sie sei 38 Jahre alt gewesen – habe sie gemerkt, dass sie reinen Tisch machen müsse.

Viele Leser, sagt Zaeri-Esfahani, erleben beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle. Am Schluss hätten sie oft das Gefühl, Mehrnousch und ihre Familie persönlich zu kennen. Das Buch kostet knapp 15 Euro. Der Titel „33 Bogen und ein Teehaus" bezieht sich auf einen ihrer Lieblingsplätze in ihrer Heimat Isfahan: eine Brücke mit 33 Bogen, auf der ein Teehaus steht.

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