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Roman

Foto: Bild von Benedikt Geyer auf Pixabay
"Der Himmel über Corona" - Auszüge aus dem neuen Roman von Sebastian Ralkner

"Auch Schriftsteller haben Zeiten, in denen sie zum Nichtstun verdammt sind. Dann beispielsweise, wenn sie Zuhause in Quarantäne sitzen, das jüngste Manuskript abgegeben ist, und sie - eigentlich - Urlaub in Afrika, am Okavango, machen wollten." Doch dann kam Corona, schreibt Sebastian Ralkner in seinem neuen Roman "Der Himmel über Corona", den er uns Absatz für Absatz, Kapitel für Kapitel schickt: "Der Himmel über Corona war blau", beginnt Ralkners Roman: "Er war von einem reinen, tiefen Blau..." Lesen Sie hier:

Der Himmel über Corona

Der Himmel über Corona war blau. Er war von einem reinen, tiefen Blau, wie  es die Menschen seit bald achtzig Jahre lang nicht gesehen hatten. Nicht gekannt hatten. Ein unberührtes Blau, von dem die letzten vier, fünf Generationen der Menschen nichts mehr gewusst hatten. Die allgegenwärtigen weißen Pinselstriche, mit denen sich die moderne, weltumspannende Zivilisation Tag für Tag in Form wirkmächtiger Zeichen an den Himmel gemalt hatte, waren verschwunden.

Kapitel 1

Auch  Schriftsteller haben Zeiten, in denen sie zum Nichtstun verdammt sind. Dann beispielsweise, wenn sie Zuhause in Quarantäne sitzen; das jüngste Manuskript nach der letzten Überarbeitung abgegebene ist, und sie - eigentlich - Urlaub am Okavango mitten in Afrika machen wollten. An den Ausläufern dieses mächtigen Stroms, der, am Ende seines Weges aller Kraft beraubt, leise und sanft seinen Atem im urtümlichen Delta aushaucht und zugleich tausendfaches Leben spendet.

Ur - Laub. Nichts - Tun. Und nun das! Die Koffer stehen noch gepackt an der Haustür. Der bereitgelegte Tropenhut an der Garderobe der Lächerlichkeit preisgegeben. Die beiden wertlosen Tickets auf der Kommode im Flur. Ich - allein. Dorothee so weit weg, als länge ein Kontinent zwischen uns. Und Julia - Julia in größter Gefahr!

Wenn wenigstens eine Nachricht käme. Irgendeine! Nein, denke ich - die Schlimmste will ich nicht hören. Es nützt nichts! Panische Gedanken stoben in alle Richtungen davon. Damals. Jetzt wieder! Ruhig bleiben! sage ich mir. Durchhalten! Überdauern! Zur Ruhe kommen. Mach, was Du am Besten kannst!

 

Kapitel 2

Vor zwei, drei Tagen - in Gedanken immer noch im Flugzeug - hatte ich mir auf einen Schmierzettel notiert: "Was bleibt einem Schriftsteller da auch anderes übrig, als wiederum Papier und Stift in die Hand zu nehmen - oder vielmehr seinen Laptop aufzuklappen-, und zu schreiben. "Dem Papier die Jungfräulichkeit nehmen!" hatte einer meiner Kollegen mal zu mir gesagt. Aber das waren andere Zeiten. Heute macht sich der Laptop, der Monitor oder das Tablet immer von Neuem jungfräulich leer!"

Ich hatte begonnen zu schreiben, noch bevor ich das von Julia wusste.Im Nachhinein war das gut so. Sonst - hätte ich die Kraft nicht gefunden, ein neues Manuskript zu beginnen.

Eine Sprachnachricht an die Redaktion. Wollt ihr das? Ein Rückruf. Enttäuschte Gesichter, von denen ich nur die Stimme höre. Man hatte sich auf den von mir versprochenen Video-Mehrteiler über die Okavango-Reise gefreut: "Okavango-Tagebuch" sollte es heißen.

[Fortsetzung folgt]

 

Erstveröffentlichung: 02.04.2020

Jüngste Aktualisierung: 02.04.2020-10:53

 

Sebastian Ralkner, der einen Künstlernamen trägt, schreibt seine Gedanken, seinen Roman, für sich und für unsere Leser. Seine Absätze und Kapitel schickt er uns auf elektronischem Wege zu. Und manchmal auch seine Überarbeitungen! Autor und Redaktion hoffen, dass wir unseren Zuschauern und Lesern mit diesem Roman das Warten und die Langweile Zuhause während Corona ein wenig versüßen! Gefällt Ihnen sein Roman? Schreiben Sie uns, was Sie davon halten.

 

(c) 2020 Sebastian Ralkner / Klarner Medien GmbH

Rechte- und Verwertungsanfragen: Rechte@Klarner-Medien.de


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