Literaturgottesdienste in der Katharinenkirche
„Wenn man einen Freund hat, dann braucht man sich vor nichts zu fürchten.“ Dieser Satz stammt aus dem Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch. Er könnte aber genauso gut aus dem Text einer Predigt stammen. Literatur und Kirche haben vielleicht mehr miteinander zu tun, als man zunächst denken mag. Denn schließlich erzählen auch die biblischen Texte Geschichte, sind Literatur. In der Katharinenkirche in Reutlingen startet am Sonntag die 13. Auflage der Literaturgottesdienste unter dem Motto „Spuren des Wortes XIII“.
Die Katharinenkirche am Stadtfriedhof in Reutlingen ist die älteste Kirche, die in dieser Stadt von Anfang an evangelisch war. Der neogotische Bau bildet den geeigneten Rahmen für die Reihe der Literaturgottesdienste. Schauspieler des Theaters „Die Tonne" lesen im Rahmen eines Gottesdienstes literarische Texte. Diese haben zwei Pfarrerinnen und ein Diplomtheologe für diesen Zweck ausgesucht.
"Was das Schöne an diesem Projekt ist: dass sich beides gegenseitig befruchtet", sagte Ursula Heller, Pfarrerin der Katharinengemeinde Reutlingen. "Das Theater wirkt auf die Kirche, die Kirche wirkt auf das Theater, Menschen, die sonst nur ins Theater gehen, erleben in diesem Gottesdienst Kirche, und Menschen, die sonst in die Kirche gehen, erleben Theater."
Los geht es kommenden Sonntag mit „Unsichtbare Tinte" von Patrick Modiano, ein Buch über Erinnerungen, die verblasst sind und plötzlich wieder zum Vorschein kommen. Diplomtheologe Jürgen Simon wird diesen Gottesdienst halten.
Am 19. Februar dann Pfarrerin Ursula Heller mit einem Gottesdienst zu Janoschs Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama". "Über dieses Buch sollte man ständig Gottesdienst machen", sagte Heller. "Denn denn diese Suche nach Heimat, diese Wichtigkeit von gemeinsam sich auf den Weg zu machen in einer Gesellschaft, in der sich jeder nur alleine auf den Weg macht und guckt, dass er alleine möglichst gut zurecht kommt, aber nicht nach rechts und nicht nach links schaut..."
Und dieses Buch zeige, wie wichtig es sei, auch nach rechts und nach links zu schauen. "Und dann der Vers 'Wenn man einen Freund hat, dann braucht man sich vor nichts zu fürchten', das sollte jedem in Herz und Seele übergehen", so Heller.
Die Reihe endet dann am 26. Februar mit dem Buch „Über Menschen" von Juli Zeh, einem Buch über eine Großstädterin auf dem Land während der Corona-Pandemie. Den Gottesdienst dazu hält Pfarrerin im Ruhestand Sibylle Biermann-Rau.